Jan
Fries
Helrunar - Ein Handbuch der Runenmagie
2., überarbeitete Auflage (2002) / Edition Ananael / ISBN: 978-3901134180
/ 28,00 € / 396 Seiten
Über den
Autor Jan Fries, ein deutscher Okkultist, ist Neoschamane, Natur- und Runenmagier und Autor mehrerer Bücher. Er prägte den Begriff des Freistilschamanismus, was als eine Form der Magie zu verstehen ist, die Trance und Nähe zur Natur betont, sich aber in der individuellen Erfahrung begründet, statt auf einer schamanischen Tradition Fuß zu fassen. Seine wichtigsten Einflüsse, so Fries, sind unter anderem der Zos Kia Kult von Austin Osman Spare (britischer Grafiker, Maler und Magier, Begründer der Sigillenmagie), die Maat-Magick, Kaula-Tantra, Neurolinguistische Programmierung und der Daoismus. |
Nach einem Vorwort von Nema Newark gibt Jan Fries in der Einleitung des Buches einen kurzen Einblick in die Herkunft der Runen. Des Weiteren erläutert er die Intention des Buches sowie seinen strukturellen Aufbau. Der Autor möchte nicht, dass man an seinen Interpretationen wie an einem Dogma festhält. Das Buch soll vielmehr ein Leitfaden sein, für all jene, die die Runen selbst erkunden möchten.
Helruna ist in drei Abschnitte unterteilt, die nach den drei Nornen Urda, Verdandi und Skulda (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) benannt sind. Zahlreiche Abbildungen, Zeichnungen und Grafiken in schwarz-weiß vervollständigen den Text.
Im ersten Teil (Urda) wird auf die Entwicklungsgeschichte und kulturellen Hintergründe der Runen eingegangen.
Fries beginnt hiermit bei den Neandertalern, erläutert die Weiterentwicklung in der Cro-Magnon-Kulur und erklärt dabei den Unterschied zwischen Symbolen, Ideogrammen und Buchstaben.
Im Anschluss daran geht er ausführlich auf die verschiedenen Theorien über den Ursprung der Runen ein, um sich schließlich mit den verschiedenen Futhark-Reihen zu beschäftigen. Hierbei zeigt er die Entwicklungen durch Guido von List (ein Mitbegründer des Nationalsozialismus) und Karl Spiesberger (ehemaliges Mitglied der Fraternitas Saturni) auf. In den folgenden beiden Abschnitten belegt der Autor anhand von Beispielen, dass die Runen sowohl für magische, als auch für weltliche Zwecke eingesetzt wurden.
Ein weiteres Kapitel trägt die Überschrift „Eine Entwicklungsgeschichte der Magie“, wäre aber treffender mit „Eine Kulturgeschichte Europas und Deutschlands“ benannt. Allerdings ist dieses gespickt mit Spekulationen über weltweite Naturkatastrophen und falschen Informationen wie z.B.: Ostern stamme von der germanischen Göttin Ostara ab.
Im darauf folgenden 7. Kapitel wird erläutert, wie die Runen durch den Faschismus missbraucht wurden und werden. Das 8. Kapitel handelt von der Art und Weise der religiösen Praxis im vorchristlichen Europa der Germanen und Kelten und erklärt einige Begriffe, die für Priester und Magie ausübende Menschen gebräuchlich waren, wie zum Beispiel Druide oder Wicce. In Kapitel 9 wird die germanische Kosmologie mit ihren verschiedenen Welten und Göttern beschrieben, während im 10. Kapitel auf die Natur und ihre Kraftorte eingegangen wird. Die beiden letzten Kapitel des ersten Teils tragen die Überschriften „Runen und Kabballa“ und „Vision und Krise“.
Der zweite Teil des Buches (Werdandi) beschäftigt sich mit der Praxis der Runenmagie.
Einleitend erläutert der Autor, warum in der magischen Praxis sowohl geistige, als auch körperliche Übungen notwendig sind und gibt dem Leser einige vorbereitende Übungen an die Hand. Auch die Geschichte der Runenstellungen findet hier Erwähnung. Daraufhin beschreibt Fries zwei grundlegende Techniken: Die Bauchatmung und den Vokalgesang. Er geht weiters auf Probleme und Schwierigkeiten ein, die nicht nur bei den Runenstellungen auftreten können und beschreibt einige Möglichkeiten für das Erden von überschüssiger Energie. In Kapitel 19 stellt Fries eine Reihe von Runenstellungen vor, die dem Anfänger zur Einstimmung in die Runenpraxis dienen sollen, um im darauf folgenden Kapitel auf die heilende Wirkung von Runenstellungen einzugehen.
Drei weitere Kapitel beschäftigen sich mit Divinationsmethoden, und in einem anderen gibt eine Einführung in die Sigillenmagie. Kapitel 25 erklärt den Begriff Seidr (eine spezielle Form der Trance) und im letzten Kapitel des zweiten Teils erklärt Fries, wie magische Energie erschaffen und verwendet werden kann.
Der dritte Teil (Skulda) ist in drei Abschnitte unterteilt.
Zunächst beschreibt Fries verschieden Möglichkeiten mit den einzelnen Runen in Kontakt zu treten und sie zu erforschen, wie die Meditation und die Astralprojektion. Danach werden die einzelnen Runen vorgestellt, wobei auf die mögliche etymologische Herkunft der Namen und die Bedeutung eingegangen wird. Zu jeder Rune findet man auch eine Abbildung der entsprechenden Körperhaltung, Mudras und den jeweiligen Abschnitt der verschiedenen Runengedichte.
Im letzten Kapitel stellt der Autor einige Modelle dessen vor, was viele die Anderswelt nennen (der Autor bezeichnet diese als Tiefenselbst) und geht auf die Bedeutung von Trance und Suggestion in der Magie ein. Des weiteren beleuchtet er die verschiedenen Techniken der Magie aus Sicht der Psychologie.
In einem Nachtrag – der in der zweiten Auflage des Buches hinzugefügt wurde – versucht der Autor die geschichtlichen Hintergründe aus dem 1. Teil auf den neuesten Stand zu bringen. er weist jedoch darauf hin, dass auch dieser Nachtrag „nicht der Weisheit letzter Schluss“ ist.
Fazit:
Alles in Allem ein recht brauchbares Buch, auch wenn bei einigen Interpretationen dem Autor die Phantasie durchgegangen ist. Wie bei allen Büchern über Runen muss man sich selbst ein Bild zu den einzelnen Runen
bilden - vor allem was diese in einem selbst auslösen. Die Runenstellungen
(Körperspositionen) wurden von Karl Spiesbergers (einem Mitglied der Fraternitas Saturni, Logenname „Eratus“) Runenexerzitien
der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts (die sich auf das Armanen-Futhark
bezogen) auf das Ältere Futhark „angepasst“. Spiesberger selbst entlehnte seine Runenexerzitien wiederum von Siegfried Adolf
Kummers "Runengymnastik" (die aus den 30er Jahre des letzten
Jahrhunderts stammen), der zu dem Kreis der „Nazi“-Runologen zählte. Viel
Brauchbares, viel Pseudo-Esoterisches und gut angepasste Runenstellungen (von
denen allerdings ein paar fehlen, was vermutlich darauf zurückzuführen ist,
dass das Armanen-Futhark nur 18 im Gegensatz zu 24 Runen des Älteren Futharks
umfasst).
Wer sich mit Runen intensiv beschäftigt sollte sich das Buch zulegen.