Lammas

von Nanaja


Zeitpunkt:

Lammas ist ein Quartalstag im Jahresrad, einer der vier hohen Feiertage oder Großen Sabbate der Hexen, der ein Vierteljahr nach Beltane stattfindet. 

Normalerweise wird das Fest, das im Englischen auch als „August Eve“, also der Vortag des ersten August bekannt ist, heute am ersten August begangen. Da die Kelten, nach ihrer zyklischen Zeitrechnung, allerdings ihre Tage von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang berechneten, würde die Feier genau genommen bei Sonnenuntergang des vorausgehenden Tages beginnen, also an unserem 31. Juli. 

  

Es gibt auch Gruppierungen, die Lammas am 8. Vollmond, der dem nach der Wintersonnenwende stattfindenden Neumond folgt, feiert. Das dies eine neuzeitliche Berechnung ist, die mit den Kelten nichts zu tun hat, wird klar, wenn man weiß, dass für die Kelten die Wintersonnenwende keinerlei Bedeutung hatte. Ebenso wenig wie den Zeitpunkt von Lammas astrologisch nach 15 Grad Löwe zu berechnen (die Sonne befindet sich dann genau in der Mitte (15°) des Sternzeichens Löwe), damit sich Lammas "logisch" in das Jahresrad mit den 8 Sabbaten, das nachweislich erst 1957 vom Gardnerian Bricket Wood Coven in die heidnische Welt "eingeführt" wurde, einfügt.

Britische Hexen geben den 6. oder 12. August als das astrologische Datum des „alten Lammas“ an und die Volkskundler nennen das das „Lammes im alten Stil“. Diese Diskrepanz um etwa zehn Tage liegt in der Umstellung vom Julianischen auf den Gregorianischen Kalender begründet, die Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 anordnen ließ, die in Großbritannien aber erst im Jahre 1752 (in Irland gar erst 1782) übernommen wurde. 

Wir können dennoch davon ausgehen, dass Lammas ursprünglich nicht an einem festen Termin, sondern gleichzeitig mit dem Beginn der Ernte – der sich von Jahr zu Jahr leicht verschieben konnte –angesetzt wurde. 

Obwohl das Fest selbst in vielen Gegenden in Vergessenheit geriet, war sein Einfluss doch noch lange im modernen Leben spürbar, denn sowohl die Schulferien als auch die Betriebsferien von Fabriken wurden oft auf diese Zeit gelegt, um den Menschen zu ermöglichen, ihre Ernte einzubringen. Und sogar in der heutigen post-industriellen Zeit ist Anfang August noch immer die traditionelle Zeit für den Sommerurlaub und für Volksfeste. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, wird die popularisierte Form des Festes im britischen Raum heute meist auf den vorangehenden oder nachfolgenden Sonntag verlegt, und an diesem “Bilbery Sunday“, “Garland Sunday“ oder “Crom Dubh Sunday“, um nur einige moderne Bezeichnungen zu nennen, finden Volksfeste statt. 


Etymologie und Bedeutung:

Das Fest hat viele Namen, darunter beispielsweise: „Lug(h)nasad(h)“, „Lammas“, „Haustblót“, Schnitterfest und Kornfest.

Das Wort „Lughnasadh“ (sprich: Lu–na–sad) entstammt dem irischen Gälisch. In der schottischen Variante heißt das Fest „Lunasda” oder “Lunasdal” (sprich: Lu–nas–da oder–dal), in Manx, der Sprache auf der Isle of Man, heißt es “Laa Luanys” oder ”Laa Lunys”. Die Verbindung zu dem Gott Lugh (im Walisischen Llew) ist unübersehbar. Und ausgehend von der Bedeutung „die Spiele oder die Zusammenkunft“ für “the násad“ dürfen wir das Fest als eine „Zusammenkunft im Namen des Lugh“ verstehen. 

Neben dem Zusammenhang mit der Gottheit Lugh wurde bereits in einer der ältesten Quellen, die das Fest nennen, nämlich in der Egerton-Handschrift von 1782, Blatt 56a, festgehalten, dass Lughnasadh den „Tag der Reife aller Früchte" (lä aipchi na n-uili thorud) feiert. 

In Irland überlebte der Name des Festes in der gälischen Sprache als “Lúnasa“, eine Bezeichnung für den Monat August. In Schottland werden die zwei Wochen vor und die zwei Wochen nach Lunasda als “luchar“ bezeichnet, auf der Dingle-Halbinsel im irischen County Kerry nennt man die zwei Wochen danach “An Lughna Dubh“ (= das dunkle Lugh-Fest), was wiederum auf den Zusammenhang des Festes mit dem Mondstand verweist. 

  

Im angelsächsischen Raum nennt man das Fest häufig „Lammas“, was auf das angelsächsische “hlaef-mass“ zurückgeht (neuenglisch: “loaf-mass“), das als „Fest des Brotlaibs“ oder „Messe des Brotlaibs“ übersetzt werden kann. Zu diesem Zeitpunkt wurden die ersten Brotlaibe aus dem neuen Getreide gebacken, geopfert und verzehrt. Bis in das Mittelalter war dieses “feast of first fruits“, das „Fest der ersten (Feld-)früchte“ ein beliebter Brauch im britischen Raum, der nach der Reformation allerdings ausstarb und erst in neuerer Zeit wieder auflebt. 

Das deutsche Wort Herbst und das nordische „haust" (sprich: höist) bedeuten wie das englische „harvest" eigentlich "Ernte". Das altnordische „Haustblót" bedeutet also in erster Linie Erntefest, Ernteopfer oder Dankopfer für „gute Ernte und Frieden". 

Die Bezeichnung „Korn- oder Schnitterfest“ deutet ebenfalls auf den Ernte-Aspekt hin. Lughnasadh liegt in der Mitte des Sommers und ist – neben Mabon (23. September) und Samhain (31. Oktober) – das erste von insgesamt drei Erntefesten und damit mehr ein Fest der Freude die Fruchtbarkeit des Landes und über die beginnende Erntezeit, weniger – aber auch – ein Erntedankfest. 

Nun heißt es nicht mehr, die ausstehenden Ernten zu sichern, sondern von ihrem Überschuß zu profitieren. Es ist in seiner Essenz ein Fest der Lebensfreude, geprägt von dem Wissen, dass dunklere Zeiten im Anzug sind. Es herrscht allgemeine Feststimmung, Spiele und Tanz gehören genauso dazu wie Festessen, die gemeinsam genossen werden.


Das Fest bei den Inselkelten:

Die Verbindung zu Lugh wurde bereits angesprochen. So wie Lugh mit seinem Schwert aus Licht die Dunkelheit zerteilt, so wird Anfang August das Korn auf dem Feld abgeschnitten. In den beiden genannten Quellentexten wird jedoch deutlich der Zusammenhang zwischen Lughnasad und der Königswürde herausgestellt. Um nun die zentrale Rolle des Königs beim Lughnasad-Fest zu verstehen, muss man wissen, dass Lugh nicht nur der Herrscher der Götterwelt, sondern tatsächlich auch als rechtmäßiger König Irlands verstanden wurde. Zwischen dem Priesterfest des ersten Mai (= Beltane) und dem Kriegerfest des ersten November (= Samhain) feierte man Anfang August den irdischen Stellvertreter Lughs in seiner Funktion als König. Diese zwiespältige Figur des irdischen Königs, der von den Priestern aus der Klasse der Krieger gewählt wurde, ohne jedoch selbst je Priester gewesen zu sein, benötigte in seiner schweren administrativen wie religiösen Aufgabe wohl ganz besonders den wohlwollenden und neutralen Beistand des rangmäßig wie spirituell überlegenen höchsten Gottes, der als Vermittler zwischen Himmel und Erde angesehen wurde. Das erklärt auch, weshalb das Fest des Königs nicht zugleich auch das der Priester sein konnte. Es finden zwar alle möglichen militärischen, handwerklichen, musikalischen und andersgearteten Wettkämpfe, aber – anders als an Beltane – keine Opferzeremonien statt. 

  

Lughnasad war ursprünglich ein Fest, bei dem der König als guter Verwalter und Gönner allgemeinen Wohlstands geehrt wurde, dieser Gedanken wurde jedoch zunehmend zugunsten der Fruchtbarkeit der Erde und des Viehs zurückgesteckt , was sich auch in dem Pflichtcharakter des Festes niederschlägt: Der irische Fürst agierte als Nachfolger Lughs als Fest-Erhalter, er handelte als König, der in der Göttin Tailtiu Mutter Erde ehrt, die wiederum seine Herrschaft wahrt und stützt. Nur wenn der Festakt begangen wird, kann Tailtiu ihr Versprechen des materiellen Reichtums halten. Wird der Festtag nicht gewürdigt, zeigt sie sich im folgenden Jahr abweisend und unversöhnlich. 

Die Quellen lassen also keinen Zweifel daran, dass die Kelten an Lughnasadh nicht nur Lugh ehrten, sondern auch seine Ziehmutter, die Göttin Tailtiu oder Taillte, zu deren Andenken auch Grabes- oder Bestattungsspiele, die sogenannten „Taillteanische Spiele“, ausgetragen wurden. Da das Licht, Lugh, mythologisch gesehen erst zum Herbstäquinoktium stirbt , macht es Sinn anzunehmen, dass diese Bestattungsspiele eben nicht Lugh galten.

Üblicherweise gehörten auch die „Taillteanischen Hochzeiten“ zu den Spielen, eine informelle Bindung, die nur ein Jahr und einen Tag oder eben bis zum nächsten Lammas-Fest Bestand hatte. Zu diesem Zeitpunkt konnte das Paar dann entscheiden, ob es die Abmachung verlängern wollte (wenn es damit zufrieden war) oder mit dem Rücken zueinander stehen und in entgegengesetzte Richtungen weggehen wollte, wodurch die Taillteanische Ehe offiziell als beendet galt. Solche Versuchs-Ehen, die von einem Barden oder einem Priester der alten Religion geschlossen wurden, waren bis ins 16. Jahrhundert hinein üblich. 


Das Fest bei den Germanen:

Einige Forscher sind der Ansicht, dass Lammas ein rein inselkeltisches Fest gewesen sein muss, denn kein anderes germanisches oder nordisches Volk feierte ein besonderes Fest am ersten August. Andere Quellen geben an, dass auch bei den Sachsen und Germanen die erste Kornernte mit einem Brotfest und rituellen Mahlzeit gefeiert wurde. Haustblót (s.o.) war bei den Germanen in erster Linie ein Erntefest, bei dem man Freyja für die Fruchtbarkeit der Erde dankte. Als Schutzgott der Bauern wurde Thor besonders verehrt, und ihm zu Ehren feierte man die Leinernte.


Das Fest bei den Christen:

Im Mittelalter ließ das Christentum den Festtag zu einem reinen Erntedankfest erstarren und übernahm das englische „Lammas“ als den christlichen Namen für diesen Feiertag. Wie die Bezeichnung verrät (“loaf-mass“ = „Fest des Brotlaibs“, „Messe des Brotlaibs“), war dies der Tag, an dem aus dem Getreide der ersten Kornernte Brotlaibe gebacken und als Opfergabe auf den Kirchenaltar gelegt wurden. Es war ein Tag, der für die ersten Früchte und die frühe Ernte stand. 

  

Wie Beltane und viele andere keltisch-germanische Feiertage wurde dieses Fest aber wegen angeblicher Nichtvereinbarkeit mit christlichen Moral- und Glaubensvorstellungen zunehmend verurteilt. Anklänge alter atlantischer oder kanaanitischer Traditionen, nach denen dem Gott Molk oder Moth anlässlich eines Erntefestes Kinder geopfert wurden, waren der christlichen Kirche natürlich unheimlich, und sie machte aus dem Erntefest Lughnasadh einen Unglückstag, an dem Luzifer (Wie Lugh stammt der Name Luzifer wohl von der lateinischen Wurzel lux = Licht!) in die Hölle gestürzt war. Noch heute hängen sich abergläubische Christen am 1. August einen Zweig der widerstandsfähigen Eberesche mit den jetzt reifen Ebereschenbeeren als Glücksbringer an Häuser und Stallungen. 

Aufgrund des kirchlichen Widerstands war die Bevölkerung gezwungen, ihre Bräuche auf andere Feste mit unverfänglichen Inhalten übertragen. Deshalb halten viele den Christopherustag am 25. Juli für einen von den Christen als Ersatz für Lughnasad eingeführten Feiertag. Deutlicher ist die Substitution aber am Beispiel von „Maria Himmelfahrt“ (15. August) zu erkennen. Aus der Fahrt in die Unterwelt wurde eine Aufnahme in den Himmel und da mit Jesus schon die einzige Verkörperung Gottes vor Pfingsten in den Himmel aufgestiegen war, wurde Maria, die inzwischen zur Himmelskönigin erhoben worden war, dieses Fest zugeschrieben. An diesem Tag werden zahlreiche Prozessionen gehalten, auf denen Büschel frisch geernteter Kräuter mitgetragen und später in den Rauhnächten rituell verräuchert werden. Ein alter Name dieses Festes ist daher auch „Maria Kräuterweih". Die Parallelen zu Lughnasad sind unverkennbar.


Das Fest bei den Neu-Heiden:

Die modernen Heiden ehren an Lughnasad das Opfer des Gottes: Er, der Kornkönig, der für die Vegetation steht, stirbt, damit wir leben und essen können. Er, der Sonnenkönig, opfert sein Leben und seine Kraft, damit die Erde fruchtbar bleibt. Zu Lughnasad brennt die Sonne am heißesten. Sie hat den Höhepunkt ihres Lebens längst überschritten und opfert sich und ihre Kraft der Erde. Aus der Verbindung von Erde (weibliches Prinzip) und Sonne (männliches Prinzip) gehen die ersten Früchte der Ernte hervor. Es ist die Zeit der ersten Ernte, wenn die Pflanzen des Frühlings und des Winters ihre Früchte oder Samen fallen lassen, sowohl damit wir sie essen können als auch um die nächste Aussaat zu sichern. Mit Lughnasadh beginnt der Herbst. Der gehörnte Sonnengott weiß, dass seine Tage gezählt sind, dass seine Stärke nachlässt, wenn die Sonne täglich weiter im Süden aufgeht und die Nächte länger werden. Allmählich schwindet seine Kraft, und er überträgt sie der Erde, damit sie nicht verloren geht, sondern in die Ernte eingeht, durch die sie zu den Menschen kommt, damit diese die Kraft haben, die dunkle Zeit des Jahres zu überstehen. Außerdem stärkt er so seinen in der Göttin heranreifenden Sohn. Die Göttin ist nun schon eine sichtbar schwangere Frau und sie betrachtet den Zyklus mit Sorge und Freude, denn sie weiß, dass der Gott (an Samhain) sterben wird und gleichzeitig in ihr als ihr Kind weiterlebt, um zu Jul (21. Dezember) wiedergeboren zu werden. 

  

Lughnasad bedeutet das Fest der ersten Ernte, denn es markiert den Zeitpunkt zwischen dem Wachstum des Sommers und dem Beginn der Herbsternte. Die Symbole des Festes sind die Sichel, der Weizen und das Brot. Rituell kann gegenüber der Natur und / oder den Göttern ein Erntedank ausgedrückt und ein Opfer dargebracht oder im Rahmen einer rituellen Mahlzeit verzehrt werden. Hierzu eignet sich natürlich besonders frisch gebackenes Brot, aber auch Getreideähren, die im Ritualfeuer verbrannt und so der Natur zurückgegeben werden. 

Die Zeit des Erntebeginns steht für die Periode der Götter als Erwachsene. In diesem Lebensabschnitt beginnt auch der Mensch, die Früchte seines Lebens zu ernten, man erntet auch spirituell das, was man im Frühjahr gesät, das heißt sich vorgenommen und begonnen hat, und das hoffentlich nun Früchte trägt. Das Getreide wird geschnitten, ein Teil davon wird in Brot und Nahrung verwandelt, ein anderer Teil gelangt als Samen nächsten Frühling in die Erde und erzeugt das Leben neu. Insofern sind auch Gedanken über Opfer, Transformation, Tod und Wiedergeburt Bestandteil dieses Festes. 

Lughnasad ist aber auch eine Zeit der Sammlung und Verinnerlichung, in der man die Keime für Dinge legen kann, die im Frühling wachsen sollen, auch im übertragenen Sinn. Die Kraft der sterbenden Sonne lebt im Korn weiter und schon bald wird auch sie selbst wiedergeboren. 


Bräuche:


„Volks“feste:
Die Lughnasad-Feste wurden traditionell auf Hügeln gefeiert, und oft geht dem ein Fußmarsch, ein Bitt-, Opfer- oder Dankgang, auf die Hügelkuppe voraus. In Irland und auf der Isle of Man ist das heute noch so. Allerdings werden die christianisierten Formen dieser Feste meist mit den örtlichen Heiligen in Verbindung gebracht oder allgemein mit dem Schutzheiligen von Irland, dem Heiligen Patrick. 

Da das Element Wasser mit dem Fest assoziiert wird, finden einige dieser Zusammenkünfte auch an Quellen statt , die oft durch aufwändige Blumendekorationen geschmückt werden .

Stets war die Feier mit einer Zusammenkunft mehrerer Stämme verbunden. Traditionellerweise gab es Vieh- und Handwerksmärkte. Die mittelalterlichen Gilden stellten ihre Waren prachtvoll zur Schau und schmückten ihre Läden und sich selbst mit leuchtenden Farben und Bändern und hielten Paraden ab. Es fanden Wettkämpfe aller Art statt: Pferderennen, Spiele, Sportveranstaltungen. Man erinnere sich an die Taillteanischen Spiele (s.o.). Aber auch die schottischen Highland Games wurden lange Zeit Anfang August ausgetragen.

Rund ums Korn:
Zu Lughnasad wurden die ersten Brotlaibe, Breie und Brötchen geopfert und während einer rituellen Mahlzeit verzehrt, die mit im Tempel oder sogar in der Kirche geweihtem Korn aus der neuen Ernte gebacken wurden. 

Durch diesen Brauch der Opferung der ersten Brote aus dem vorab gepflückten Getreide wurde die Ernte im Grunde rituell vorweggenommen und auf diese Weise magisch gesichert, denn so manches Korn und vor allem die Kartoffeln mussten noch einige Zeit ausreifen, bis sie geerntet werden konnten. Mann wollte sich mit dem Ritual versichern, dass die Ernte nicht doch noch durch einen Sommerhagel gefährdet wurde. Neben dem ersten Brot sollten auch andere Opfergaben den Schutz der noch ausstehenden Ernte vor Unwettern sichern. In germanischen Opferriten wurde immer das Wertvollste geopfert, und das waren Pferde. In einigen Gebieten gab es auch Stieropfer. Anstelle von Menschenopfern wurden symbolisch Kornpuppen geopfert. 

Die Kornpuppe hatte aber auch noch eine andere Funktion: Früher glaubte man, der Geist des Getreides muss von einer Ernte zur nächsten konserviert werden, um das gute Wachstum zu gewährleisten. Das letzte Kornbüschel wurde daher besonders vorsichtig geschnitten und zu einer Kornpuppe geflochten, in der der Geist des Getreides sicher bis ins nächste Jahr verwahrt wurde. Den Winter über wurde diese Puppe an einem Ehrenplatz aufbewahrt, bevor einige Körner daraus im Frühjahr – zu Imbolc – wieder in die Erde gepflanzt wurden, um die Felder zu neuem Leben zu erwecken. 

  

Ergänzt wurde der Speiseplan mit Früchten und Beeren aus der nichtkultivierten Natur. Mutter Erde hatte zu dieser Jahreszeit nämlich eine zweite Ernte für ihre Kinder bereit, die Heidelbeeren. Noch heute nennt man in vielen Teilen Irlands Lughnasad den „Bilberry Sunday“ (= Heidelbeer-Sonntag), da es Tradition war, an diesem Tag auf die Hügel zu klettern und die ersten dieser Früchte zu pflücken. (In Frankreich wurden die ersten Früchte am 25. Juli, dem Tag des Heiligen Jakob beziehungsweise des Heiligen Christopherus in der Kirche gesegnet.)

Zwischenmenschliches: 
Es waren vor allem Gruppen junger Leute, die sich nach dem festlichen Mittagsmahl aufmachten, um Heidelbeeren zu suchen. Das war eine der seltenen Gelegenheiten, bei der sich Jungen und Mädchen ohne die übliche, strikte Aufsicht der älteren Generation bei Singen, Tanzen und Spiel vergnügen konnten. Es überrascht daher nicht, dass Lughnasad häufig der erste Schritt in Richtung Ehe bedeutete. Der schottische Nationaldichter Robert Burns hat in seinem "It was upon a Lammas Night" geschildert, dass die Frucht- und Kornernte die Menschen auch körperlich näher brachte: "Corn rigs, an' barley rigs, an' corn rigs are bonnie; I'll ne'er forget that happy night, among the rigs wi' Annie". Von den Versuchs-Ehen, den Taillatinischen Hochzeiten, die zu Lughnasadh geschlossen (und wieder gelöst) wurden, war bereits die Rede (s.o.).

Spirituelles:
In der „Craft“ wird Lughnasad auch als Fest der Krieger und der männlichen Energie gefeiert. Die Waffen des „geistigen Kriegers“ sind sein Körper, sein Verstand und sein Geist. Diese drei Bereiche müssen ausgebildet werden, um harmonisch zusammenzuarbeiten. Der Krieger sieht seinen eigenen Ängsten ins Gesicht und entwickelt geistigen Mut. Körper- und Gesichtsbemalungen sowie das Herstellen und Tragen von Masken (während des Rituals) zählen ebenso zu den gängigen Praktiken wie die Arbeit mit Totemtieren. 

In den germanischen Gebieten wurden Feste zu Ehren von Thor, Sif aber auch von Loki gefeiert. Für Thor opferte man einen Ziegenbock, einen Stier oder einen Widder. Heute wird anstelle der Tiere entsprechendes Bildgebäck verwendet (das heißt beispielsweise ein Brot in Form eines Widders). Sif werden Kornblumen und Getreide geopfert. Im Anschluss an das rituelle Trinken wurden die für den Winter benötigten Heilkräuter geweiht und zu Kräuterbündeln verschnürt.